Krimi/Thriller

Simo Hiltunen – Die Stunde des Wolfs | Rezension

Rezensionsexemplar | Format: Taschenbuch | Verlag: Rütten & Loening (Aufbau Verlag) | Erscheinungsjahr: November 2017 | Autor:  Simo Hiltunen | Teil: Einzelband | Seiten: 496

Autor

Simo Hiltunen ist ein Journalist aus Helsinki und “Die Stunde des Wolfs” ist sein erster Roman. Die Übersetzungsrechte wurden in zahlreiche Länder verkauft

Inhalt

„Du willst das Böse sehen – um deinem wahren Ich zu begegnen.“

“Es ist mehr als eine Schlagzeile: Ein Polizist ermordet seine Familie und schließlich sich selbst. Lauri Kivi, ein Reporter, der sich auf Verbrechen spezialisiert hat, ist entsetzt. Zu Gewalt hat er eine besondere Einstellung – in seiner Jugend wurde er von seinem Vater so misshandelt, dass er auf einem Ohr taub ist. Je mehr er recherchiert, desto genauer erkennt er ein Muster. Jemand scheint hinter diesen Morden zu stecken und sie den Familienvätern in die Schuhe zu schieben. Da ihm niemand glaubt, versucht Lauri, den Täter zu provozieren, um selbst ins Fadenkreuz zu geraten. Doch der Mörder nimmt jemand anderen ins Visier: das Mädchen Aava, Lauris heimliche Tochter”. (Simo Hiltunen  – Die Stunde des Wolfs)

Als ich dieses Buch in den Händen hielt, war ich vom Cover begeistert. Der stechende Blick des Wolfes hat mich beim Lesen begleitet. Dieses Buch beginnt mit einem sehr beeindruckenden Prolog. Ich war sofort gefesselt und konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Meine Erwartungen für den weiteren Verlauf der Handlung waren nach so einem Auftakt ziemlich hoch und ich stellte mir die Frage, ob das Buch am Ende halten kann, was Cover und Prolog versprechen.

Protagonist ist der Polizeireporter Lauri Kivi, der sich auf Verbrechen spezialisiert hat. Lauri ist eine schwierige Figur, zu der ich am Anfang nur schwer eine Verbindung aufbauen konnte.  Er ist gezeichnet von der Brutalität seiner Vergangenheit, war er doch als Kind immer den Ausbrüchen seines gewaltbereiten Vater ausgesetzt und hat nicht gelernt, seine Gefühle und Emotionen zu verarbeiten. Auch als Erwachsener ist es ihm nicht möglich seine Gefühle auszudrücken, sondern er hat sich im Laufe der Zeit Verhaltensmuster angewöhnt, wodurch er seinen Platz in der Gesellschaft einnehmen konnte. Er ist sich dessen bewusst, dass auch er eine gewisse Gewaltbereitschaft innehat, und hat deshalb sehr früh seine Frau und seine Tochter verlassen, um sie vor seinem Verhalten zu schützen.

Die Vergangenheit von Lauri ist das Hauptthema in der ersten Hälfte des Buches und die Brutalität der Erzählung war teilweise sehr beklemmend. Simo Hiltunen hat sehr viel Zeit in die Beschreibung seines Charakters und die Hintergründe des Verhaltens investiert. Um den Lesern die Handlungen seiner Hauptfigur verständlich zu machen, bedient er sich immer wieder unregelmäßiger Rückblenden, um über die Kindheit seines Protagonisten zu berichten. Innerhalb der Zeitsprünge fühlte ich mich an einigen Stellen etwas aus der Geschichte gerissen, denn ich wollte unbedingt wissen, was weiter im eigentlichen Plot passiert, musste mich dann aber mit der Vergangenheit auseinander-setzen, um dann wieder sehr abrupt in das aktuelle Geschehen geworfen zu werden. Sicherlich nehmen die einzelnen Szenen immer Bezug aufeinander, aber manchmal empfand ich es als störend, dennoch sind sie ungemein wichtig für den Roman. Im zweiten Teil des Buches baut der Autor sehr viel Spannung auf und bis zum Schluss habe ich nicht erkennen können, wer der Täter tatsächlich ist.

Simo Hiltunen hat durch diesen Roman sehr viele Gefühle aufgerüttelt, es war nicht immer einfach dieses Buch zu lesen. Die Gewaltausbrüche in der Familie, übermäßiger Konsum von Alkohol, das Wegsehen und Schweigern von Menschen, die helfen könnten, aber es nicht tun – alles beschreibt der Autor unheimlich intensiv und kratzt nicht einfach nur an der Oberfläche. Der eigentliche Kriminalfall rückt manchmal in den Hintergrund und wird von der Vergangenheit eingefangen.

Fazit

Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven, weil die intensive Auseinandersetzung mit Gewalt einen manchmal etwas sprachlos zurücklässt.