Fantasy

Sternenscherben | Rezension Teresa Kuba

Rezensionsexemplar | Format: E-Book | Verlag: Drachenmondverlag | Erscheinungsjahr: 2017 | Autorin: Teresa Kuba | Teil: Einzelband | Seiten: 240 | Science-Fiction/Fantasy

AUTORIN

Teresa Kuba wurde 1987 in Freising geboren und lebt noch heute dort.  Beruflich hat sie bereits verschiedene Richtungen ausprobiert, aber am Liebsten denkt sie sich Geschichten aus. Im Drachenmondverlag ist ein weiteres Buch von ihr erschienen: Turoin – ihr erster Roman. (Quelle: Drachenmondverlag)

KLAPPENTEXT

„Mein Name ist Nora Stars und ich gehöre zur Elite des perfekten Systems. Unter meiner Haut sitzt ein Chip, der verhindert, dass ich eine der letzten Städte der Erde verlasse, denn außerhalb leben die Outsider. Wertlose Menschen, die ohne den Schutz der Stadt wahnsinnig wurden. Ausgebildet zur Kämpferin, werde ich alles für das System tun. Aber ich bin anders, denn mein Haar ist nicht blond wie das der meisten Privilegierten, es ist pechschwarz. Und obwohl alle meine Erinnerungen vor meinem 18. Lebensjahr gelöscht wurden, erscheinen in meinen Träumen Bilder aus einem längst vergangenen Leben – einem Leben außerhalb der Stadt.“ (Quelle: Drachenmondverlag | Sternenscherben – Teresa Kuba)

REZENSION

Sternenscherben ist mein erstes Buch von Teresa Kuba. Ich muss sagen, es gibt Bücher, die muss man einfach aufgrund des genialen Covers haben, und auch wenn es vielleicht auch einige schon nicht mehr hören können, dieses Cover ist von Alexander Kopainski – dem „Covergott“ höchstpersönlich. Ich liebe seine Entwürfe einfach! Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Cover, Titel und Inhalt auf dem ersten Blick vielleicht nicht ganz schlüssig. Ich habe dieses Zusammenspiel mit dem Zusammenbruch des „perfekten Systems“ in Verbindung gebracht, der Blick in den Spiegel, in die Seele, um das eigene Leben, die eigene Denkweise zu hinterfragen und die Welt hinter dem Spiegel zu erkennen. Die Protagonistin Nora lebt in einer Welt, die ein perfektes Leben vortäuscht, aber ein Blick hinter die Fassade offenbart die Lügen und Intrigen des „perfekten Systems“ – nichts ist, wie es scheint.

Die Geschichte wird auch aus der Sicht von Nora und teilweise aus dem Blickwinkel von Darian geschrieben, wobei die Protagonistin Nora in der Geschichte natürlich deutlich mehr Erzählzeit hat. Der jeweilige Perspektivwechsel ist immer mit einem Kapitelwechsel verbunden, wodurch ein klarer Lesefluss innerhalb der Strukturierung gegeben ist. Teilweise bekommt man durch die Kapitel aus der Sicht von Darian die Möglichkeit, Gedanken und Gefühle vorangegangener Handlungen zu erkennen, die aus der Perspektive von Nora nicht direkt ersichtlich waren.

In der Welt von Nora sind Gefühle, Träume, eine eigene Denkweise und Dinge, die Emotionen hervorrufen (Kunst, Musik) verboten. Die Sicherung des Lebens im „perfekten System“ hat höchste Priorität und dafür werden Menschen wie Nora nach den Richtlinien des Staates ausgebildet. Das System unterscheidet in Privilegierte, Minderwertige und Wertlose und nur wenige haben den Mut die Struktur zu hinterfragen. Für ein anscheinend „friedliches und sicheres“ Leben geben die Menschen das auf, was sie ausmacht – ihre Menschlichkeit. Der Staat nimmt ihnen die Erinnerung, die Gefühle für Freundschaft und Liebe und setzt sie ständig unter Druck, im Auge des Systems nicht zu versagen und am Ende in die Kategorie „wertlos“ eingestuft zu werden. Dieser gesellschaftskritische Ansatz ist sicherlich nicht neu, wenn man sich dystopischer Stilmittel bedient, dennoch aber gut von der Autorin umgesetzt.

Nora ist eine selbstbewusste und ehrgeizige Person, die sich stark an Hierarchien bindet und fest an die Ideale des Systems glaubt, allerdings blitzen immer wieder Erinnerungen auf, die sich innerhalb ihrer Traumlandschaft manifestieren. Die Auseinandersetzung mit den Erinnerungen aus ihrer Vergangenheit und die Begegnung mit Darian zünden ein Feuer von Zweifel am „perfekten System“. Darian ist anders, geheimnisvoll und verbirgt etwas – den Schlüssel zur Wahrheit. Leider kann ich ohne euch zu spoilern nicht weiter auf diese Beziehung eingehen, also müsst ihr wohl das Buch lesen, wenn ihr wissen wollt, wer oder was Darian tatsächlich ist.

Sternenscherben ist für mich ein Science-Fiction/Fantasy-Roman, der sich vieler dystopischer Elemente bedient, aber auch Elemente aus dem Bereich Science-Fiction (fremde Zivilisationen; wissenschaftliche Spekulationen) einbindet. Diese werden allerdings nicht fokussiert oder detailliert ausgeführt, was ich für mich persönlich eher kritisch betrachte. Ich fand insbesondere den zweiten Teil des Buches (die Auflösung) unheimlich spannend und finde, dass die Autorin genau diesen Teil viel zu schnell abgeschlossen hat. Ich hätte mir hier einfach viel mehr Tiefe versprochen, aber vielleicht  wäre das Buch dann eher der Auftakt einer Reihe gewesen. Die inhaltliche dystopische Sequenz ist nicht neu und aktuell in vielen Büchern zu finden, was nicht unbedingt immer kritisch betrachtet werden muss, zeigt es ja nur, dass diese Geschichten sehr gerne gelesen werden. Die Welt, die sich dann innerhalb der Auflösung aufzeigt, fand ich unglaublich interessant und würde gerne mehr darüber lesen – also die Geschichte bevor die aktuelle Erzählung von Nora und Darian einsetzt.

FAZIT

Ein gelungener Science-Fiction/Fantasy-Roman, der am Ende eine Welt offenbart, über die ich sehr gerne mehr lesen würde.